Guten Tag,
mein Name ist Axel Dittmann und ich arbeite als Baufinanzierungsspezialist in der Geschäftsstelle Himmelpforten der Volksbank Stade-Cuxhaven eG. Lange Zeit surften die Bauzinsen auf einer sehr niedrigen Welle. Aktuell erleben wir jedoch eine klare Zinswende: Seit Weihnachten 2021 ist bei den Bauzinsen der stärkste Anstieg seit 1999 zu beobachten. Im Vergleich zum Jahresbeginn hat sich das Zinsniveau bei einer Bindung von zehn Jahren laut Interhyp fast verdreifacht (Stand Mitte Juni 2022). Diese Entwicklung bereitet Häuslebauern Sorgen. Wir klären, wie berechtigt diese sind.
Warum steigen die Bauzinsen so rasant?
Dabei spielen unterschiedliche Gründe eine Rolle. Bauzinsen orientieren sich auch an den Renditen am Kapitalmarkt. Das allgemein steigende Zinsniveau in der gesamten Eurozone spielt also eine Rolle. Ein indirekter Auslöser für steigende Bauzinsen ist die fortschreitende Inflation. Dadurch geraten die Notenbanken wie die EZB unter Druck, die seit Jahren lockere Geldpolitik zu überdenken. Während die US-Notenbank eine Leitzinsanhebung bereits vollzogen hat, ist dieser Schritt der EZB nach ihrer Sitzung am 9. Juni im Juli zu erwarten. Dann sollen die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte angehoben werden. Hinzu kommen wirtschaftliche Unsicherheitsfaktoren wie der Ukraine-Krieg oder für die Lieferketten schädliche Lockdowns in China. Diese Einflüsse sorgen für nervöse Finanzmärkte.
Die Folgen steigender Bauzinsen für Häuslebauer
Es ist kein Mathematik-Leistungskurs notwendig, um zu erkennen, dass die steigenden Bauzinsen zu teureren Krediten führen. Mehrere hundert Euro mehr im Monat sind bereits bei leichten Zinssteigerungen und Laufzeiten von zehn Jahren möglich. Gemixt mit den hohen Preisen für Baustoffe, Strom und Immobilien besteht für einige Haushalte die Gefahr, das Bauprojekt mindestens verschieben zu müssen. Im schlimmsten Fall verstärkt sich der Trend, dass sich nicht mehr jeder Bauwillige eine Finanzierung leisten kann – angesichts der angespannten Wohnraumsituation kein förderliches Szenario. Es droht ein Rückgang der Nachfrage von Wohnimmobilien, was einen Härtetest für die Stabilität des Immobilienmarktes bedeuten würde. Je nach Sichtweise könnte dies die positive Auswirkung haben, dass sich die Immobilienpreise in den nächsten Jahren entspannen.
Um nicht noch gravierender von den steigenden Bauzinsen betroffen zu sein, stehen Kredite seit Jahresbeginn noch höher im Kurs als ohnehin schon. Die Landesbausparkasse Bayern beispielsweise bewilligte im ersten Drittel 2022 laut eigener Aussage über 70 Prozent mehr Geld an Darlehen. Banken sind von der Finanzaufsicht Bafin daher angehalten worden, penibel auf das mitgebrachte Eigenkapital der Kreditnehmer zu achten. Dadurch soll das Risiko eines Zahlungsausfalls minimiert werden.
Was ist jetzt zu tun?
Zunächst gilt es, Ruhe zu bewahren. Die Anschaffung einer Immobilie muss wohl überlegt sein. Niemand sollte sich von steigenden Bauzinsen in eine überstürzte Kaufentscheidung treiben lassen. Vielleicht kann es sogar Sinn ergeben, sich zunächst „nur“ ein Grundstück zu sichern und dieses mit etwas Verzögerung zu bebauen. Dabei ist unbedingt eine etwaige Baubindung zu beachten. Einige Grundstücke müssen nach dem Erwerb innerhalb eines gewissen Zeitraums bebaut werden.
Natürlich ist es ein menschlicher Reflex, sich noch ein möglichst niedriges Zinsniveau sichern zu wollen. Aufgrund der Inflation kann es sinnvoll sein, in Sachwerte zu investieren. Dabei empfiehlt es sich jedoch, an eine höhere Anfangstilgung und eine längere Zinsbindung zu denken. In der Genossenschaftlichen FinanzGruppe sind bis zu 30 Jahre möglich. Ein Baustein kann ein Bausparvertrag mit den (noch) besonders vorteilhaften Konditionen der Bausparkasse Schwäbisch Hall sein. Wer bereits eine Finanzierung besitzt und vor einer Kreditverlängerung steht, sollte sich zeitnah über eine Anschlussfinanzierung zum jetzigen Zinsniveau Gedanken machen. Eine Möglichkeit ist dabei das Forward-Darlehen. Damit lassen sich günstige Zinsen bis zu fünf Jahre im Voraus sichern.
In welche Richtung werden sich die Bauzinsen in Zukunft entwickeln?
Aufgrund der sehr dynamischen Weltlage sind valide Prognosen kompliziert. Die zweite Kommastelle der Bauzinsen ändert sich nahezu täglich. Experten rechnen jedoch tendenziell mit weiter steigenden Werten. Im Sommer dürfte bei einer zehnjährigen Zinsbindung die Marke von drei Prozent geknackt werden. Angesichts der zu erwartenden weiteren Zinserhöhung durch die US-Notenbank und der von der EZB für Juli avisierten Zinsanhebung um 0,25 Prozentpunkte erscheint dies realistisch.
Hoffnungsvoll stimmt, dass Bauzinsen von fast zehn Prozent wie in den 1990er-Jahren momentan nicht zu erwarten sind. Trotz des steigenden Zinsniveaus waren die Kreditbelastungsquoten (Verhältnis zwischen Ausgaben für Zinsen und Tilgung und verfügbarem Haushaltseinkommen) in den 70er- und 90er-Jahren deutlich höher. Mit den richtigen Schritten und adäquater Beratung ist eine Baufinanzierung in der aktuellen Situation noch möglich. Melden Sie sich deshalb gerne bei mir oder meinen Kolleginnen und Kollegen. Ich freue mich auf das Gespräch mit Ihnen!
Viele Grüße,
Axel Dittmann
Baufinanzierungsspezialist der Volksbank Stade-Cuxhaven eG